Kleider können sprechen. Und sie erzählen der ganzen Welt so einiges über uns. Verraten unsere Lieblingsmarken, ob wir gern und wie wir shoppen, vielleicht welchem Beruf wir nachgehen, was für Musik wir hören ... Unerhörterweise sogar, ob eine Frau gerade empfängnisbereit ist. Denn Studien besagen, dass die in der fruchtbaren Phase unbewusst vermehrt zu den Signalfarben Rot und Pink greift. Doch aktuell sind unsere kommunizierenden Looks sehr privat geworden. In Zeiten der Pandemie wurden Jeans gegen Jogginghosen getauscht, High Heels gegen Hausschuhe und Power-Blazer gegen Pyjamas.
Zu einer Milliarde Kleidungsstücken, die laut Greenpeace ungetragen in deutschen Kleiderschränken hängen, gesellen sich in diesem Jahr ungewollt noch viele mehr dazu. Im Homeoffice ist schließlich jeder Tag ein Casual Friday. Keine Kollegen, Geschäftspartner oder Vorgesetzten, denen man mit professionellen Looks Respekt zollen könnte. Doch dafür wurde heimlich ein neuer Boss eingestellt, der mit der richtigen Kleidung beeindruckt werden möchte. Sein Büro befindet sich im obersten Stockwerk. Genauer gesagt: in unserem Gehirn.
Kleidung kann klüger machen
Der neue Boss hat gewisse Ansprüche, was den Dresscode im Homeoffice angeht. Denn selbst wenn uns niemand sieht, kann sich die Kleidung, die wir tragen, auf unsere Produktivität und Leistung auswirken. Unser Gehirn ist unglaublich smart – und trotzdem ziemlich oberflächlich! Es lässt sich überraschend leicht mit Äußerlichkeiten beeinflussen.
Das beweist die „Enclothed Cognition“-Theorie, die belegt, dass Kleidung uns regelrecht klüger machen kann. In der dazugehörigen Studie schnitten Probanden, die einen Laborkittel bei einem Konzentrationstest unter Ablenkung trugen, deutlich besser ab als ihre Kollegen in Freizeitkleidung.
Bei einer anderen ähnlichen Studie sollten Teilnehmer bei einem Intelligenztest ihre eigene Straßenkleidung, einen Malerkittel oder einen Businessanzug anziehen. Dabei erzielte die Gruppe im Malerkittel insgesamt höhere Punktzahlen. Was darauf schließen lassen könnte, dass kreative und abstrakte Aufgaben erfolgreicher gelöst werden, wenn man dabei etwas trägt, das mit künstlerischer Arbeit verbunden ist.
Die richtige „Arbeitskleidung“ sendet offensichtlich Signale an das Gehirn, motiviert es zu Höchstleistungen und verleiht dem Träger nebenbei eine kompetentere Haltung. Zu viel Haut hingegen lenkt laut Wissenschaft erwiesenermaßen ab. Denn Bademode schickt den Kopf einfach in den Urlaub und die Gehirnzellen gehen begeistert baden: Studienteilnehmerinnen in Bikinis schnitten deshalb beim Lösen von Mathe-Aufgaben deutlich schlechter ab …
Lippenstift macht ganz schön schlau
In der Wirtschaft besagt der „Lipstick-Index“, dass in Zeiten von Unsicherheit und Rezession besonders viele Lippenstifte verkauft werden. Wenn man dem wissenschaftlichen „Lippenstift-Effekt“ glaubt, könnte uns das gerade jetzt zu beruflichen Höhenflügen verhelfen. Eine Harvard-Studie belegt, dass Studentinnen, die für eine Klausur Make-up auflegen, bessere Noten erzielen als ihre ungeschminkten Kommilitoninnen. Ein attraktives und professionelles Erscheinungsbild ist nicht nur gut für das Selbstwertgefühl, es steigert sogar die Performance.
Wie können wir dieses wertvolle Wissen für unseren neuen Alltag nutzen? Psychologen raten besonders in Zeiten wie der Quarantäne, an Ritualen festzuhalten oder auch neue zu entwickeln, um hilfreiche Signale an unser Inneres zu senden. So, wie unser Unterbewusstsein Pyjamas mit Entspannung und Schlaf verknüpft, verhält es sich auch mit dem Homeoffice-Outfit. Am Morgen sollte man vor dem Kleiderschrank einen inneren Check-up durchführen und sich fragen: Welche Aufgaben werde ich heute bewältigen? Welche Kleidung könnte mich dabei unterstützen? So kann man je nach To-do-Liste sein passendes Superheldinnen-Cape des Tages wählen.
Dress to impress yourself!
Beim Austüfteln eines komplizierten Kostenvoranschlags kann vielleicht ein gut gebügeltes Hemd zur entspannt sitzenden Bundfaltenhose die ideale Rüstung sein. Ein detailverliebtes Print-Kleid und verspielter Schmuck beflügeln die Kreativität dafür beim Brainstorming. Steht eine anspruchsvolle Video-Verhandlung mit dem Geschäftspartner im Kalender, könnte etwas Mascara oder Rouge unser Selbstbewusstsein boosten und uns auf smarte Ideen bringen.
Der Schlüssel zum erfolgreichen Homeoffice hängt in unserer Garderobe. Aber neben einem gesteigerten Selbstwert und höherer Produktivität geht es auch um das Kreieren einer guten Work-Life-Balance – gerade in eher nach innen gewandten Zeiten. Durch den neuen, angepassten Dresscode überzeugt man dann nicht nur den neuen Boss im obersten Stockwerk. Man schafft auch eine nicht zu unterschätzende optische Abgrenzung zur Freizeit, die im Inneren nachwirkt. Also auch zu Hause ruhig öfter mal umziehen. Besondere Zeiten. Besondere Maßnahmen …
August 02, 2020 at 08:00PM
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So beeinflusst Kleidung unser Gehirn – laut Psychologie - ELLE
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